Alle Anzeigegeräte wie Monitore arbeiten mit der additiven Methode zur Darstellung von Farben. Diese benutzen die Lichtfarben Rot, Grün und Blau zur Darstellung von Farben. Ausgabegeräte wie Drucker arbeiten hingegen nach der substraktiven Methode und erzeugen so die Farben auf einem Medium wie Papier. Um die Farben zu mischen benötigen Sie die Farben Gelb, Cyan, Magenta und Schwarz. In Theorie müsste kein Schwarz genutzt werden, jedoch sind die Farben nicht rein, was beim Mischen von Gelb + Cyan + Magenta kein komplettes Schwarz ergibt. Da die Bearbeitung im RGB Farbraum und die Ausgabe üblicherweise auf einem CMYK Farbraum stattfindet, sind Farbmanagement Systeme in den populären Betriebssystemen Windows und macOS eingebaut, die zwischen den beiden Farbräumen konvertieren können. Die am häufigsten genutzten Farbräume sind der sRGB und vereinzelt auch der Adobe RGB Farbraum. Viele neuen Apple Computer nutzen neuerdings den P3 Farbraum, der ein guter Kompromiss ist im Bezug auf Video- und Bildbearbeitung (näheres weiter unten). Weniger bekannt, aber im Professionellen Bereich genutzt ist der Prophoto RGB Farbraum. Das alles klingt erst einmal nicht sonderlich kompliziert, in der Praxis bereitet dies aber eine Menge Probleme, besonders bei Hobby-Anwendern, die sich beruflich nicht mit diesem Thema auseinandersetzen. Um einige Mythen und Unklarheiten rund um dieses Thema erläutern, gibt es die Informationen hier in einem Frage/Antwort Still:
Ist Adobe RGB Farbraum besser als sRGB Farbraum?
Grundsätzlich nein. Es kommt darauf an was das Ziel ist. Möchte man Daten nur für das Internet oder den Konsum auf mobilen Geräten oder Computerbildschirmen erstellen, dann ist der sRGB Farbraum die richtige Wahl, da er auf allen diesen Geräten mehr oder minder gut dargestellt werden kann. Der Workflow ist einfacher und vom Equipment günstiger. Möchte man aber Daten für das Internet aber auch für den Druck erstellen, ist die Wahl von Adobe RGB hier die bessere. Natürlich kann man auch mit einem sRGB Workflow Daten für den Druck erstellen, jedoch ist der sRGB Farbraum nicht für den Druck optimal. Mehr dazu weiter unten.
Hat der Adobe RGB Farbraum mehr Farben als sRGB Farbraum?
Dies hat an sich nichts mit dem Farbraum selbst zu tun, sondern es hängt von der Bit-Tiefe des Farbpixels zusammen. So hat ein eine 8bit sRGB genau so viele Farben wie ein 8bit Adobe RGB. Eine JPEG Datei läßt z.B. nur 8bit zu. Um mehr Farben in der Datei zu haben muss man es in 16bit Daten abspeichern, ganz bekannte sind das PSD (Photoshop) oder TIFF.
Was ist mit dem sehr populären und allseits beworbenen P3 Farbraum?
Der P3 Farbraum ist ideal, wenn man Medien für den Bildschirmkonsum, die sowohl Bilder als auch Video Material enthalten. Der P3 Farbraum beinhaltet fast den ganzen sRGB Farbraum und erweitert diesen um Farbdarstellung, die mehr in der Videoproduktion gebraucht werden. Der P3 Farbraum ist also ein guter Kompromiss für beide Medienarten.
Warum sollte man als druckender Fotograf den Adobe RGB Farbraum bevorzugen?
Der Adobe RGB Farbraum erweitert den Farbraum speziell in die Cyan/Blau- und Grün-Töne, die im sRGB Farbraum nicht zu finden sind. Deutlich wird dies in der unteren Darstellung (Bild 1), die den Adobe RGB und den sRGB Farbraum vergleicht. Vergleicht man jetzt beide Farbräume mit dem Farbraum am Beispiel eines Canon Fotodruckers iP8750 (siehe Bild 2) und dem Papiertyp 210 kann man erkennen, dass der Adobe RGB Farbraum sehr große Teile dieser Cyan/Blau- und Grün-Töne beinhaltet, wogegen der sRGB Farbraum hier schon nichts mehr anzeigt. Der beste Kompromiss ist der Adobe RGB Farbraum, der den Farbraum des Canon Fotodruckers fast komplett anzeigen kann (Bild 3).
Welche sinnvolle Geräteausstattung benötigt man für das Editieren in Adobe RGB?
Sinnvoll ist in jeden Fall ein guter Monitor, der zumindest Adobe RGB zu 99% darstellen kann. Der Bildschirm sollte kalibrierbar sein und ein niedrigen DeltaE von <= 2 haben. Solche Bildschirme beginnen bei ca. 700 Euro und können schnell die 1000 Euro Marke überschreiten. Auch sollte man in ein Colorimeter (Farbmessgerät) investieren. Man kann hier schon sehen, dass dieser Workflow nicht günstig ist, aber man spart sich eine Menge Frust und Geld auf lange Sicht hin.
Wo passieren die meisten Fehler und damit Frustration?
Es soll ernsthafte Amateurfotografen geben, die Ihre Bilder aus Kosten- und Zeitgründen ihre Bilder in JPEG Format editieren. Dies mag für den „Durchnittsknipser“ noch akzeptabel sein, ist aber spätestens für den Fotoamateur, der einen Fotodrucker besitzt, ein Fehler. Das Resultat ist dann, dass der Spass am Ausdrucken der Bilder verloren geht und die Technik (Drucker und Papier) dafür verantwortlich gemacht wird. Dass aber eigentlich der Workflow das Problem ist, sieht man nicht. Dies geschieht aus Unkenntnis über die Bildverarbeitung und deren Prozesse.
Was ist mit dem Prophoto RGB Farbraum?
Der Prophoto RGB Farbraum hat einen weit größten Farbraum, der alle bisher genannten einschließt, und wird meist in semi-professionellen oder professionellen Bereich eingesetzt. Da es keine Anzeigegeräte gibt, die den Farbraum von Prophoto RGB komplett darstellen können, benötigt ein sehr gutes Wissen über Farbverarbeitung, um auch die sehr guten Ergebnisse zu erhalten. Ein guter Bildschirm, der kalibriert und mindestens 99% Adobe RGB darstellen kann ist hier Pflicht.
Fazit
Bei einer höherwertigen Bildverarbeitung gilt grundsätzlich immer die Regel möglichst mit einem größeren Farbraum zu arbeiten als dies später ausgegeben wird. Dies gilt besonders für die Erstellung von Bildern Mithilfe von Fotodruckern und Fotopapieren. Natürlich muss Jeder sich die Frage stellen, wie wichtig einem die Ergebnisse sind. Wer z.B. in Laboren drucken lässt und diese nur sRGB Daten annehmen, kann eine Menge Geld sparen und auf ein sRGB Workflow setzen. Allerdings verschenkt er auch ein großes Potential aus seinen RAW Aufnahmen.
Claudius Warzecha