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FUJIFILM GFX 50S: Fujifilm’s weiser Schachzug

Die Gerüchte existierten schon lange und auf der Photokina 2016 wurde es bei einem Presse Event bestätigt: Fujifilm entwickelt eine spiegellose Mittelformat Kamera, genannt GFX 50s. Als die Neuigkeit öffentlich wurde gab es einige Kritiker, die meinten, dass Fujifilm mit der Entscheidung hin zum Mittelformat einen Fehler gemacht habe und Fujifilm stattdessen in den Vollformat (Kleinbild Format) Markt einsteigen sollte. Dass die Kritik unsinnig ist und von Marktunkundigen geäußert wurde stellt sich nach und nach heraus.

Man kann durchaus die Frage stellen, warum Fujifilm in den Markt der Mittelformat Kameras einsteigt. Es gibt einige triftige Gründe für diese Entscheidung. Fujifilm besitzt eine Menge Know-How im Bereich Mittelformat und speziell im Bau von Objektiven. So hat Fujifilm in den Zeiten von Analogfilm selbst Kameras und Objektive hergestellt. Auch hat Fujifilm die HC Objektive für Hasselblad hergestellt. Ein weiterer Grund ist der Markt der Mittelformat Kameras selbst. Dieser ist relativ überschaubar, wogegen der Markt für Vollformat Kameras von zwei Marken (Canon und Nikon) dominiert wird. Ein Einstieg in diesen Markt wäre mit weitaus größeren Kosten und Risiken verbunden. Auch sind die Qualitätsunterschiede zum APS-C Format nicht groß genug, um sich im Markt abzuheben. Canon und Nikon besitzen eine nahezu unüberschaubare Auswahl an Objektiven. Wechselwillige von eines dieser beiden Marken hätten in ein neues System investieren müssen, dass von der Qualität her nicht wesentlich besser wäre. 

Im Nachhinein ist der Schachzug von Fujifilm einfach brilliant. Keiner der Hersteller, bis auf Pentax, bietet im Mittelformat Markt ein Kamerasystem mit Objektiven an. Dies gibt Fujifilm eine ideale Ausgangssituation und könnte zu einem echten Erfolg für Fujifilm werden. Der bekanntgegebene Preis für die Kamera von rund 7000 Euro ist im Mittelformat Markt ein Schnäppchen, vergleicht man die technischen Daten der Kamera mit der Konkurrenz. Die einzig richtige Konkurrent ist Hasselblad mit der im letzten Sommer vorgestellten spiegellosen X1D. Da Hasselblad aber Probleme hat die Lieferbarkeit nicht besonders gut ist, kann Fujifilm hier punkten. Dazu hat die GFX 50s einige Vorteile gegenüber der Hasselblad X1D. Der größte Vorteil ist die Auswahl an Objektiven zum Marktstart. Auch die Entscheidung seitens Fujifilm für einen konventionellen Verschluß erleichtert die Adaption von anderen MF Objektiven über Adapter. Hier hat die Haseelblad den Nachteil, weil in den adaptierten Objektiven sich auch der Zentralverschluß (Iris) befinden muss. Fujifilm kann hier einfach eines der beiden Verschlüsse verwenden. Somit ist der Vorteil eines spiegellosen Systems mit kurzem Auflagemaß (Bajonett zu Sensorebene) bei Hasselblad nicht vorhanden. 

Sollte also Fujifilm pünktlich liefern können und die angekündigten Objektive pünktlich liefern können, werden die etablierten MF Hersteller richtig in Zugzwang kommen. An der Bildqualität sollte es nicht liegen und das Preis-Leistung-Verhältnis stimmt auch. Umsteiger könnten dann deren Objektive einfach auf die Kamera mittels Adapter weiter nutzen können und nicht sofort gezwungen sein alles neu kaufen zu müssen. Es ist auf jeden Fall klar, dass Fujifilm mit dem GFX System ernsthaft angreifen will und Fokus ist eindeutig ein etablierter Hersteller im professionellen Mittelformat Umfeld zu werden, die vorgestellten und geplanten Produkte zeigen das jedenfalls. 

LINKS:
Fujifilm GFX 50s Mittelformat Kamera (Herstellerseite)

Ursprünglich veröffentlicht: 02.02.2017