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Ist Leica für den Fotomarkt noch relevant?

Betrachtet man das neueste Produkt von Leica, die Leica Sofort, und liest den Slogan aus der Leica Guide zur Photokina 2016 „Langjährigen Kompetenz und Positionierung als innovativer Anbieter professioneller Kameraprodukte“, dann muss man sich schon langsam fragen: Ist Leica noch relevant. Leica hat in seiner Firmengeschichte viele Innovationen in den Kameramarkt gebracht. Die Leica M Serie ist eines der am längsten gebauten Kameraserien mit Präzision und Qualität „Made in Germany“, die weltweit einen hohen Ruf genießt. Natürlich waren Leica Kameras nie wirklich günstig, sondern gehörten schon dem hohen Preissegment an.

Der Wandel von Analog zu Digital
Leica hat erst sehr spät den Wechsel zu digitalen Technik vollzogen. Man war wohl bei Leica der Meinung, dass die digitale Fototechnik nicht gut genug ist und die analoge Technik nicht so schnell verdrängen würde. Dies hat dazu geführt, dass teils Kooperationen mit FUJIFILM und später mit Panasonic eingegangen wurden um erste Gehversuche mit dem Roten Punkt in der digitalen Fototechnik zu machen. 

Die digitale Leica
Leider hat Leica es wohl nicht verstanden, dass im Analogzeitalter eine Kamera praktisch ewig hält. Mit einigermaßen guter Wartung kann eine analoge Filmkamera viele Jahrzehnte Bilder machen, vorausgesetzt es gibt noch Filme zu kaufen. Ich bin mir sicher, dass eine Leica M7 noch in 50 Jahren funktionieren wird und deshalb auch diesen Kaufpreis im gewissen Sinne wert ist. Das Problem mit digitalen Kameras ist aber, dass in 50 Jahren, ja nicht einmal in 30 Jahren, diese Kameras, wenn sie noch funktionieren, komplett veraltet und kaum unterstützt werden. Was bleibt ist ein edles und hochwertiges Gehäuse, dass ausgediente Technik enthält und nur für die Vitrine taugt. Wäre Leica wirklich innovativ gewesen und hätte uns eine Kamera gegeben, die durch Upgrades auch noch 30 Jahre später Up-To-Date wäre, dann wäre der recht hohe Preis voll angemessen gewesen. Dabei hätte Leica auch noch so als innovativer Hersteller dem Markt eine Richtung zu mehr Nachhaltigkeit in der Kameratechnik gegeben. 

Es ist nun mal Fakt, dass die digitale Technik alle acht Jahre ein richtigen Quantensprung zu mehr Qualität macht. D.h. aber auch, dass Kameras nach rund sechs bis acht Jahren längs nicht mehr Stand der Technik sind. Dazu kommt auch, dass digitale Kameras weit komplexer aufgebaut sind als deren analoge Gegenspieler, die ja praktisch (und überspitzt gesagt) eine Blackbox mit Verschluss und Belichtungsmesser sind. 

Und nun die Antwort auf die im Titel gestellte Frage. Nein, leider nicht mehr. Leica lebt vom Ruf aus der analogen Welt, die in der digitalen nach ganz anderen Regeln funktioniert. Diese Antwort gilt natürlich nicht für die Leica Objektive. Die Objektive geniessen durch ihre Präzision und Qualität Weltruf, auch wenn diese nicht als preiswert gelten. Andere Hersteller bieten heute über 95% der Leistung zu einem teils erheblich günstigeren Preis. Objektive sind auch Produkte, die sehr langlebig und auch nach 30 Jahren noch aktuell sind. Dies ist auch der Grund, warum man heute besser in hochwertigere Objektive investieren sollte, anstatt jedes Jahr nach dem neuesten Kamera Modell nachjagen sollte.

Ursprünglich veröffentlicht: 08.10.2016