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Kommentar: Apple Quartalszahlen und die Einschätzung

Fast jeder Interessierte in der IT Branche hat es mitbekommen: Apples 1. Quartal 2016 zeigt zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren einen Einbruch in den Verkaufszahlen, Umsatz und Gewinn. Schon werden Rufe laut, dass dies das Ende des Erfolges ist. Bei einigen Journalisten ist Apple wieder am absteigenden Ast. Mal im Ernst, ein einigermaßen rational denkender Mensch kann doch nicht glauben, dass die von Quartal zu Quartal gemeldeten Rekorde immer so weiter gehen können. Schaut man sich die Umsatz- und Gewinnentwicklung der letzten drei Jahre an, dann kann man bereits eine deutlich moderate Steigerung sehen. Zu Glauben, es gäbe keine Grenzen beim Wachstum ist einfach absurd. Auf der anderen Seite hat Apple auch ein wenig zu dieser Abkühlung selbst beigetragen. Die Aussage aber, dass Apple in Richtung Untergang steuert ist natürlich völliger Unsinn.

In diesem Beitrag möchte ich nicht jede Zahl in der Bilanz analysieren sondern die Probleme aufzeigen, die den Beitrag dazu leisten, unterteilt nach Bereichen. 

iPhone und iPad
Apple ist schon seit Jahren stark abhängig vom Erfolg des iPhone. Kein anderes Produkt bestimmt den Erfolg des Unternehmens. Zusätzlich kommt der hohe Anteil des chinesischen Marktes am Gesamtumsatz, der in der letzten Zeit auch nicht mehr den Wachstum hat, wie es noch vor einigen Jahren war. Die Einführung eines kleineren iPhones hat man auch schlicht ein wenig verschlafen. Dass ein Markt für die kleine Bildschirmgröße da ist kann man schon jetzt sehen, wenn von Lieferproblemen des iPhone SE berichtet wird. Eine Einführung vor dem Weihnacht/Jahresende wäre viel klüger gewesen. 
Man hat auch versucht mit neuen Produkten wie dem iPad das Produktspektrum zu erweitern, nach Jahren des Erfolges zeigen die Verkaufszahlen aber jetzt eine andere Sprache. Zu vermuten ist, dass ein iPad weit länger von den Kunden genutzt wird und deshalb die Neukäufe weit seltener stattfinden wie beim iPhone. Natürlich versucht auch die Konkurrenz aus dem Android Lager alles um im Markt der Tablets mitzuspielen, oft durch günstigere Geräte. 

Der Mac
Apple innoviert in diesem Segment nicht mehr so sehr. Die Produktzyklen werden länger. Die Produktpalette wird immer weiter ausgeweitet und ist nicht mehr übersichtlich und logisch. Vorbei scheinen die Zeiten mit einfacher und übersichtlicher Produktpalette. Die heutige Palette erinnert ein wenig an das Chaos vor Steve Jobs Rückkehr. Apple braucht hier wieder eine klare Linie in seiner Produktpalette für Konsumenten und Profis. Der Mac Pro z.B. wurde schon seit über zwei Jahren nicht erneuert, obwohl die Prozessoren von Intel bereits längst lieferbar sind. Profis, die auf moderne Hardware angewiesen sind, wenden sich dann schnell von Apple ab und finden bei der PC Konkurrenz die passende Lösung, oft auch zu erheblich günstigeren Kosten. 

Software
Bis auf die Betriebssysteme und die Video- und Audio-Lösungen spricht Apple ansonsten den Pro Markt nicht mehr wirklich an. Die Einstellung von Aperture z.B. ist von vielen bis heute nicht nachvollziehbar. Aperture war die erste wirklich gute Komplettlösung für Fotografen, die ein gutes und funktionsreiches Verwaltungstool für Bilder suchten. Anstatt die Software in einer komplett überarbeiteten Version herauszubringen, hat man einfach vor Adobe kapituliert und ihnen den Markt komplett überlassen. Der Vorteil einer nativen App für eine Plattform hat man schlicht nicht genutzt. Besser, aber mit starken Geburtswehen, ging es mit der Videoschnitt Software Final Cut Pro X. Zwar dauerte es einige Zeit bis die Probleme behoben wurden, heute ist aber Final Cut Pro X wieder ein echter Konkurrent für Premiere von Adobe. Ein weiteres Desaster ist Fotos. Die App sollte der Nachfolger von iPhoto werden, bis heute ist es aber Meilen von diesem Versprechen entfernt. 

Services
Eine weitere Baustelle ist die Sache um iCloud. Es ist nicht so, dass es nicht nutzbar ist und die Probleme nicht lösbar sind, aber machmal scheitert Apple an einfachen Dingen. Andere Anbieter wie Dropbox machen es einfach viel besser und zuverlässiger. 

Fazit
Apple ist sicherlich nicht auf dem absteigenden Ast. Tim Cook muss aber jetzt handeln und dafür sorgen, dass das Unternehmen sich wieder mehr auf die angebotenen Lösungen fokussiert. Software wie die Fotos App sollte zuerst in einem öffentlichen Betatest reifen und nicht einfach mit der Brechstange die bestehenden Lösungen, trotz nicht ausgereifter oder fehlender Funktionen, einfach ersetzen.

Ursprünglich veröffentlicht: 29.04.2016